Heute berichtet der EL-Kurier

23.01.2019
  • Lore Knocke (Elisabeth Tebben) zeigt den "Mädels" wie es geht!
  • Heike Wübben (Kording) bei der Travestieshow.

Sehnsucht nach Einfachheit und Ehrlichkeit
Kolpingtheatergruppe Haselünne begeistert die Zuschauer im Heimathaus Wesuwe – Männer in Kleidern samt Stöckelschuhen

Haren (eb) – Seit mehr als zehn Jahren ist zu Beginn eines jeden Jahres die Kolpingtheatergruppe Haselünne zu Gast im Heimathaus Wesuwe. Nun fand die umjubelte Premiere ihres neuen Stücks „Kerls döör und döör“ statt.

Landei, Hinterwäldler, Bauerntheater – das war gestern. Das ländliche Deutschland ist „in“. Bei Normalbürgern, bei Promis, bei Zeitschriften, Buchverlagen und auch im Fernsehen. Mehrere Befragungen in den vergangenen Jahren ergaben, dass die große Mehrheit der Deutschen das Landleben für gesünder hält und gut die Hälfte würde gern im Grünen wohnen, abseits der städtischen Hektik. Eine Sehnsucht nach Einfachheit, Ehrlichkeit und Authentizität. All das scheinen die plattdeutschen Theatergruppen ihrem Publikum in ihren Bühnenstücken zu vermitteln und sorgen deshalb für ausverkaufte Häuser.

In dem Theaterstück „Kerls döör und döör“ schuften die Kollegen Hinnerk, Georg, Paul und Manuel tagsüber beim norddeutschen HK Kurierservice. Obwohl Versandleiterin Lisa Kording sie reichlich stresst, erledigen die Männer ihren Job gerne. Dieses ändert sich, als Georg die Kündigung erhält, weil die finanziell angeschlagene Firma nur durch gravierende Sparmaßnahmen gerettet werden kann. Dabei hatten die Paketboten gerade so etwas wie Mitleid für ihre Chefin entwickelt, denn deren Tochter Betty leidet an einer schweren Augenkrankheit, die nur durch eine privat zu finanzierende Operation zu stoppen ist. Und da die „Keerls“ zwar bisweilen eine raue Schale, aber einen ausgesprochen weichen Kern haben, beschließen sie spontan, ihre Ersparnisse für das Kind zu opfern. Die Idee: Warum nicht eine Travestieshow auf die Beine stellen? Gesagt getan! Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnen die vier Männer nach Feierabend schließlich heimlich mit den Proben. Nach diversen schweißtreibenden Proben ist es dann endlich soweit: Die Show ist tatsächlich ausverkauft, und Bettys Operation steht nun nichts mehr im Wege. Das Stück endet schließlich mit dem glanzvollen Auftritt der echten Kerle in glitzernden Kostümen.

Die turbulente Komödie „Keerls döör und döör“ der kanadischen Autorin Kerry Renard baut dabei auf viel Musik. Die Travestieshow am Ende des Stückes sprüht nur so voller Energie durch Songs von Abba, Zarah Leander oder Baccara. Passend dazu haben sich die Männer in hautenge Kleider samt Stöckelschuh gehüllt und sorgen alleine durch diese Tatsache für zahlreiche Lachsalven im Heimathaus Wesuwe. Dabei ist das Stück nicht alleine auf Klamauk und Oberflächigkeiten ausgerichtet.

Es regt mit einem Streifzug durch Themen wie zum Beispiel Homosexualität, Gender-Debatte oder dem wirtschaftlichen Druck von Firmen im zweiten Gedankengang auch durchaus zum Nachdenken an. Ein Stück über das ganz normale Leben, authentisch und ehrlich. Das hat das Publikum gemerkt und honoriert es mit Minuten langem Applaus und Zugabe Rufen für die Theatergruppe aus Haselünne.