Heute in der Meppener Tagespost: Kolpingtheater Haselünne begeistert mit neuem Stück

30.10.2019
  • Sie genießen den Schlussapplaus: (von links) Sandra Rohe, Andreas Josefus, Elisabeth Tebben, Dietmar Peters, Heike Wübben und Engelbert Tebben. Foto: Reinhard Fanslau
  • Knecht Jan (Andreas Josefus) macht der verdutzten Magd Taline (Elisabeth Tebben) einen Heiratsantrag. Foto: Reinhard Fanslau
  • Polizistentochter Helga (Sandra Rohe) hat von Bauer Heiko (Dietmar Peters) eine Abfuhr bekommen und weint sich erstmal aus.

„UP DÜVELS SCHUVKOAR“Kolpingtheater Haselünne begeistert mit neuem Stück
Von Reinhard Fanslau
Haselünne. Mehr als zwei Stunden beste, niveauvolle Unterhaltung, gut aufgelegte Schauspieler, reihenweise Szenenapplaus und am Ende restlos begeisterte, im Stehen klatschende Zuschauer: Auch mit „Up Düvels Schuvkoar“ hat das Kolpingtheater Haselünne wieder einen Volltreffer gelandet. Das ist das Fazit der Premierenvorstellung vor 160 Zuschauern im Kolpinghaus Haselünne.
Im Mittelpunkt steht der umschwärmte Jungbauer Heiko, großartig gespielt von Dietmar Peters, der lieber Schwarzbrennerei betreibt als seinen Hof zu bewirtschaften. Abwechselnd rücken ihm Dorfpolizistentochter Helga (Sandra Rohe) und Magd Taline (Elisabeth Tebben) zu Leibe. Nur die am Ende von ihm favorisierte Magd Marie (Heike Wübben) ziert sich. Knecht Jan (Andreas Josefus) und Dorfpolizist Fied (Engelbert Tebben) geben auch noch ihren Senf dazu und funken bei allen möglichen Gelegenheiten dazwischen. Am Ende finden Heiko und Marie dann doch zusammen.
Das von Karl Bunje geschriebene und 1947 uraufgeführte Stück hat einen ernsten Hintergrund. Es zeigt das bäuerliche Leben in der Nachkriegszeit und handelt von Heimkehrern, Hunger und Flüchtlingen. Diese Themen in einen plattdeutschen Schwank einzuarbeiten, ist eine Gratwanderung. Spielleiter Willi Jansen gelingt es eindrucksvoll, diesen Grat zu beschreiten, stets den politischen und zeitgeschichtlichen Hintergrund im Auge zu haben und trotzdem ein Feuerwerk an Situationskomik mit vielen treffsicheren Pointen und Slapstick-Elementen zu inszenieren. Aus seinen Figuren und Schauspielern holt er wieder alles heraus, ohne sie zu überzeichnen.

Gespickt ist das Stück wieder mit vielen mehr oder weniger ironischen, meistens von Knecht Jan vorgebrachten Lebensweisheiten wie „Mensch sei helle, bleib Junggeselle“ oder „Nimm dir nix vor, dann geht auch nichts schief“. Erstaunlich auch, wie gut ganz einfache Slapstick-Elemente wirken, wenn sie gut gesetzt sind. So gab es spontane Lacher im Publikum, als Knecht Jan versuchte, ein Bild an der Wand gerade zu hängen, es aber nicht schaffte, weil er zu viel selbstgebrannten Schnaps getrunken hatte und zu „dune“ war.
An anderer Stelle reichte es, dass Taline über einen Stuhl stolperte, als sie ins Wohnzimmer kam, um Lacher zu erzeugen. Woanders wäre das vielleicht als platter Gag aufgefasst worden, hier passte es genau in die Szene. Und auch die Interaktion zwischen Bühne und Publikum funktioniert das ganze Stück über. Das zeigt sich an Szenen wie in der, wo Knecht Jan das Lied „Anneliese, ach Anneliese“ kurz anstimmt und die Zuschauer sofort mit einsteigen.

Bemerkenswert ist bei den Stücken des Kolpingtheater Haselünne auch jedes Mal, dass die Inszenierungen in allen Altersschichten und auch bei Menschen ankommen, die nicht Platt „proaten“. „Das ist ja megawitzig“, lautete das Urteil einer jüngeren Zuschauerin in der Pause. Und absolut angetan und überzeugt von der Aufführung zeigte sich auch Clement Inpa. Der Präses der Kolpingfamilie gehört wie einige andere in den Zuschauerreihen zu denen, die nicht mit Plattdeutsch aufgewachsen sind und die trotzdem ihre Freude hatten. Inpa erinnert sich an das vergangene Jahr, als die Komödie „Keerls döör un döör“ auf dem Spielplan stand: „Ich habe das Stück vier Mal gesehen. Bei der Premiere hatte ich nur 20 Prozent verstanden. Am Ende habe ich dann 80 Prozent verstanden.“
Auch „Up Düvels Schuvkoar“ in diesem Jahr wäre es wert, mehrfach gesehen zu werden. Sei es nun aus sprachlichen Gründen oder einfach nur, weil es ein großartig inszeniertes Plattdeutsch-Theaterstück ist, bei dem schnell die Spielfreude der Schauspieler auf die Zuschauer überspringt und alle Beteiligten gut zwei Stunden lang Spaß und Freude haben.