Stellen Sie sich bitte einmal vor, nach langer intensiver, nervenaufreibender Suche eine für Sie passende Wohnung gefunden zu haben. Sie sind zufrieden und überglücklich, und das nicht nur wegen der Wohnung, sondern auch über deren Lage. Zudem scheint die Atmosphäre im Haus zu stimmen, was ja besonders wichtig ist, wenn es sich um einen Mietkomplex mit etlichen verschiedenen Wohneinheiten handelt.
Doch der Schein trügt, es menschelt. Die Hausgemeinschaft lebt keineswegs harmonisch zusammen. Vor allem zwei ältere ungleiche, schrullige Schwestern sorgen immer wieder für Konflikte. Sie treiben mit ihren Verhaltensweisen und Intrigen den Hauswirt und die anderen Mieter fast in den Wahnsinn. Diese zwei Schwestern heißen zwar Engel, aber sie benehmen sich keineswegs wie himmlische Wesen. Sie geben keinen Schutz und führen nicht, sie begleiten nicht und biegen auch Dinge nicht wieder gerade, wie es von den Boten Gottes erwartet wird. Stattdessen schikanieren die beiden „Engel“ die anderen Mieter und lassen sie ihre eigene Unzufriedenheit deutlich spüren. Dabei ist den Schwestern gar nicht bewusst, wie einsam sie im Grunde sind, sowohl körperlich als auch geistig, und sie sich immer weiter ins Abseits manövrieren.
Solche menschlichen Schwächen thematisiert der niederdeutsche Autor Jens Exler in seinen Lustspielen. Er versteht es, diese Schwächen und ähnliche Verhaltensweisen aufs Korn zu nehmen, ohne dabei zu verletzen. Man lacht und amüsiert sich bei der Theatervorstellung, aber im tiefsten Inneren ist jedem bewusst, wie wichtig Rücksichtnahme und Toleranz für das Zusammenleben der Menschen sind, besonders natürlich in einem Wohnkomplex mit ungleichen Mietern, mit ganz unterschiedlichen Charakteren.
Freuen Sie sich, lachen Sie über die gar nicht so engelsgleichen Schwestern. Nicht ohne Grund zählen nämlich die Lustspiele von Jens Exler zu den meistgespielten niederdeutschen Bühnenstücken.